„Warum gibt nie einer an wieviel von etwas wie gefährlich für einen Hund ist?“

So in der Art haben mich viele Anfragen erreicht, nach dem ich den Artikel über Vergiftungen in der Weihnachtszeit geschrieben hatte.

Ich verstehe, daß man gerne genau wissen möchte ab wieviel aufgenommenem Stoff man denn Angst bekommen muß.

Das Problem ist, daß man diese Frage gar nicht so leicht beantworten kann. Um das einigermaßen sicher festzustellen müsste man nämlich fiese Tierversuche machen: Reihenweise Hunde bewusst vergiften um zu schauen ab wieviel Wirkstoff sich Symptome bei den Tieren zeigen. Und dann noch weitergehend: Wieviel ist meistens nötig für einen tödlichen Ausgang?

Bei einer solchen Prüfung wird die LD50 für eine Tierart ermittelt. Das bedeutet die Letale Dosierung bei der die Hälfte der Versuchshunde stirbt.

Wir wollen alle nicht, daß solche Versuche gemacht werden, oder?

Deshalb können wir leider oft nicht sagen: „Bis Menge xy ist alles gut.“ Es bleibt für viele Stoffe sehr unsicher.

Es bleibt uns daher oft nur übrig auf Sammlungen von Fallberichten aus dem Kollegenkreis zu achten und daraus Rückschlüsse zu ziehen.

Zu Xylitol (Birkenzucker):

Bereits Mengen ab 0.1 g Xylitol/kg Körpergewicht p.o. können beim Hund zu einer Hypoglykämie führen.

Zu Weintrauben und Rosinen:

Die Empfindlichkeit ist individuell sehr verschieden.

Man kann mit Vergiftungsanzeichen rechnen so etwa ab 10g/kg Körpergewicht. Eine Weinbeere wiegt so um die 10g. Also kann ein größerer Hund natürlich mehr unbeschadet überstehen, als ein kleiner Chihuahua.

Es wird aber noch kompliziert:

Hunde deren sämtliche Vorfahren schon seit grauer Vorzeit in Weinanbaugebieten lebten sind meist resistenter (Klar, wer empfindlich war starb jung und pflanzte sich nicht fort…so funktioniert Evolution…).

Ein Hund dessen Vorfahren nie auf Weintrauben trafen hat vermutlich eine größere Empfindlichkeit.

Wie will ich das nun bei den vielen Vermischungen der Hunde aus verschiedenen Gegenden heute noch vorhersagen?

Wenn also mein Hund ein Streuner aus den Weinbergen Griechenlands ist mag das noch hinkommen. Aber was wenn der Papa dieses griechischen Straßenhundes ein importierter Hund aus einem Dorf in Norwegen war und der sich leider dominant vererbt hat?

Konkret zur Schokolade (Kakao) ist folgendes bekannt:

Die orale LD50 von Theobromin liegt beim Hund im Bereich von 250-500 mg/kg Körpergewicht, bei der Katze bei 200 mg/kg Körpergewicht (Dolder, 2013).

Soweit so gut, aber wieviel Theobromin ist denn nun in dem Schokokuchen den Bello gefressen hat dringewesen?

Und wenn wir auch wissen, daß bei dieser Dosis 50 von hundert Hunden überleben….wer sagt mir daß mein Hund nicht einer von den empfindlicheren ist, die schon mit viel weniger sterben?

Es bleibt also schwierig.

Sofortiges Erbrechen lassen wird ab 40 mg/kg Körpergewicht Theobromin dringend empfohlen.

Es gibt eine App zum ungefähren kalkulieren der Gefahr: Choc Tox

Die Daumenregel lautet: 1 Tafel dunkle Schokolade kann einen größeren Hund durchaus töten….

Als Beispiele für die Schwankungsbreite der Empfindlichkeit gegenüber Kakao:

Zwei Englische Bulldoggen haben je ein Stück Kuchen mit Schokoladenglasur gefressen (etwa 20-30 g Schokolade).Symptome: Kollaps, Schaum vor dem Maul, Konvulsionen, Tod innerhalb weniger Minuten nach Einlieferung. (Quelle: Stidworthy et al, 1997).

Spaniel-Hündin (21 kg) hat am vorangegangenen Abend 1 kg Milchschokolade gefressen. Daraufhin war sie nachts unruhig und hat Urin verloren. Später bekam sie Krämpfe. Labor: Theobromin-Konzentration im Serum: 133 mg/L Verlauf: Tod 15 Stunden nach Aufnahme der Schokolade. (Quelle: Glauberg & Blumenthal, 1983).

Mein eigener Hund Tar stahl einen Marmorkuchen. Mit verdammt viel Kakao darin. Leider war er resistent gegenüber dem Mittel zum Erbrechen lassen….Wir hatten aber riesiges Glück und er hat es ohne Weiteres überlebt.

Also Aufpassen, das ist sonst russisches Roulette mit Kakaobohnen 😉

Bitte beachten: Es gibt noch zahlreiche andere für Hunde giftige Nahrungsmittel: Von Avocado bis Zwiebel kann noch so manches Schaden verursachen!